Camping & Safari mit dem 4×4 in Afrika – Erfahrungen & Tipps
„Ich habe noch nie so einen klaren Sternenhimmel gesehen.“ höre ich meine Freundin staunend sagen, während wir auf unseren Campingstühlen mit einem Gin Tonic in der Hand sitzen und zur faszinierenden Milchstraße aufblicken, welche sich über uns und die beeindruckende Spitzkoppenlandschaft des Damaralandes spannt. Seit vierzehn Tagen sind wir nun schon unterwegs mit unserem Dachzelt. Wir wechseln uns zwischen Lodge und Campsite ab. Diese Art des Reisens hat mich, auf meiner mittlerweile siebten Reise in diesem Land, Namibia erleben lassen wie noch niemals zuvor.
Aber was gibt es alles zu beachten, wenn man eine Rundreise mit einem allradgetriebenen Fahrzeug plant auf dessen Dach ein aufklappbares Zelt montiert ist? In dem folgenden Blog Beitrag möchte ich euch genau das mit meinen persönlichen Erfahrungen berichten.
Mietwagen mit Dachzelt:
In Namibia werden einem zahlreiche Mietwagen Firmen mit Dachzelten angeboten. Wir entschieden uns auf Grund einer Empfehlung für Asco Car Hire. Auf Geländegängige Fahrzeuge darf man in Namibia grundsätzlich nicht verzichten solange man sich außerhalb der Städte und somit abseits der befestigten Straßen bewegen möchte. Denn rund neunzig Prozent der namibischen Straßen sind nicht geteert. Von Sandpisten über Schotter bis hin zu steinigen Geröllwegen kann dir alles begegnen. Wie entscheidend Allradantrieb sein kann haben wir am Waterberg selbst erlebt. In der Regenzeit wären wir dort mehr als einmal in den gefluteten Straßen stecken geblieben.
Versicherung:
Die wählen, die einen ruhig schlafen lässt und das ist nun mal meist die teuerste, also Vollkasko ohne Selbstbeteiligung. Wie sehr sie sich in unserem Fall gelohnt hat, erzähle ich euch später.
Aufgrund der Straßenverhältnisse und der nicht Einhaltung an Geschwindigkeitsregeln hat Namibia eine vielfach höhere Unfallrate als Deutschland. Die meisten (tödlichen) Unfälle geschehen wegen überhöhter Geschwindigkeit und ohne Fremdeinwirkung von Dritten. Es gilt 120 km/h auf Asphaltstraßen, Schotterpisten 80 km/h und Sandpisten /Nationalparks 60 km/h. Aber grundsätzlich gilt, immer nur so schnell fahren wie ihr euch sicher fühlt. Die Zeit sollte sich jeder nehmen, der den Urlaub genießen und ohne böse Zwischenfälle (über)leben möchte.
Unfälle passieren gerne da wo du nicht mit ihnen rechnest. Bei mir war es kurz nach dem Tanken. In Kalkfeld zwischen Otjwarongo und Omaruru wollten wir gerade gut gelaunt und vollgetankt durchstarten als ich einfach einen 1 Meter hohen Steinpfosten beim Abbiegen übersehen habe. Das gab ein sehr hässliches Geräusch und eine komplett eingedellte linke Seite. Reparaturkosten im wahrscheinlich hohen vierstelligen, wenn nicht sogar fünfstelligen Bereich. Beim Abgeben des Fahrzeugs kommentierte es der Mitarbeiter der Firma nur mit einem „Autschi! Aber das zahlt die Versicherung.“ Zum Glück…
Wichtig: In Namibia ist Linksverkehr! Andersherum in einen Kreisverkehr fahren ist zu Beginn merkwürdig, aber mit der Zeit gewöhn ich mich daran. Sogar sosehr das ich noch eine Woche nach Rückkehr in Deutschland ständig den Scheibenwischer aktiviere, wenn ich eigentlich blinken möchte.
Was mich überraschte war das ein 4×4 (Allradantrieb) Toyota Hilux ohne Dachzelt genauso viel kostet wie eines mit. Überraschend auch deshalb, weil die Dachzelt-Variante eine fast vollständige Campingausrüstung beinhaltet.
Ausrüstung im 4×4 mit Dachzelt:
- Zwei Stühle + ein Tisch
- Zwei Gasflaschen
- 40 Liter Wasserspeicher für Abwasch, Wäsche etc. (Kein Trinkwasser)
- kleiner Kühlschrank mit eigener Batterie
- Becher + Geschirr + Besteck
- Braai- / Grillzange und Gitter
- Bettwäsche bestehend aus zwei Decken und zwei Kissen
- Eine solarbetriebe Lampe
- Box für Lebensmittel (auf Nachfrage, unserer Meinung nach sinnvoll)
- Handfeger
Im Sommer / der Regenzeit (November – März) mögen die zwei normalen Decken reichen. Wir hatten jedoch auch zwei sehr stürmische Nächte in den es empfindlich nass und kühl wurde. Solltet ihr schnell frieren oder außerhalb der Sommerzeit reisen, rate ich ganz klar zu zusätzlichen Schlafsäcken die mindestens für eine Temperatur von 0 Grad ausgelegt sind. Jenny war übrigens auch froh über ihr Reisekopfkissen, denn die innbegriffenen Kopfkissen hatten wenig Volumen und der harte Boden des Dachzeltes war auch durch die dünne Matratze gut spürbar. Wenn ihr dann von einer Campsite zur nächsten fahrt empfiehlt es sich die Bettsachen gut geordnet und flach oben zu lassen und diese mit dem Dachzelt gemeinsam einzuklappen.
Neben der inbegriffenen Campingausrüstung haben sich folgende zusätzliche Ausrüstungsgegenstände als sehr nützlich erwiesen:
- Stirntaschenlampe – ein Muss! Jeder braucht eine für sich, wenn es dunkel wird und es nirgends künstliches Licht gibt ist sie super praktisch, beide Hände frei zuhaben ist Gold wert – egal ob beim Braai (Grillen), Feuer machen, Toilettengang oder wenn du die Leiter zum Dachzelt hochkletterst.
- Scharfes Messer – die in der Campingausrüstung enthaltenen Messer waren sicherlich auch irgendwann mal scharf, aber das war definitiv weit vor 2023. Mein altes Jagdmesser hat dafür brav all unser Obst, Gemüse, Fleisch und Brot geschnitten.
- Kopfbedeckung – die Sonne knallt ordentlich in Namibia, ohne Kopfbedeckung geht auf Dauer nichts. Und selbst wenn es mal bewölkt ist darfst du sie nicht unterschätzen sonst hast du innerhalb eines Nachmittags einen ordentlichen Sonnenstich. So gings uns an einem Tag im Etosha, da hilft dann nur noch viel Wasser und Schlaf. In unserem Fall waren es zwölf Stunden Regenerationszeit.
- Reisehandtücher – schnell trocknende Handtücher, am besten zwei pro Person. Eine Wäscheleine dabei zu haben ist je nach Campsite auch nicht verkehrt.
- Anti Mückenspray – der Norden des Landes gilt als Malariagebiet, wer dort länger unterwegs ist sollte über eine Malariaprophylaxe nachdenken. Wir waren diesmal nicht nördlicher als der Etosha Nationalpark und haben uns deshalb nur für Antimückenspray entschieden und dieses braucht ihr auch gegen die ständigen Quälgeister die einem sofort bei Einbruch der Dämmerung um die Ohren sirren. Wichtig: Das Moskitonetz des Dachzeltes immer schön geschlossen halten.
- Sonnencreme & After Sun – Mindestens 30er besser 50er.
- Reisewaschmittel – beim Campen ist Platz wertvoll, weshalb ihr zweckmäßige Kleidung mitnehmen solltet und zwar sparsam – Keine zwei Kleider für einen Tag einplanen etc. Klamotten müssen schon mehrfach getragen werden können. Wird’s dann doch mal intensiver im Geruch ist Reisewaschmittel genau das richtige. Ich hatte es bisher immer dabei, egal ob auf Wildtierauffangstationen oder Safarireisen.
- Musikbox – Allein mit der / dem Liebsten in der Kalahari, niemand weit und breit, jetzt fehlt nur noch die passende Hintergrundmusik. Oder vielleicht ein Podcast zur Unterhaltung während man am offenen Feuer kocht? Meine Musikbox hat sich bewährt, auch wenn im Auto mal wieder über lange Strecken kein Radioempfang war. Wichtig: Musik und Podcast die ihr hören möchtet vorab herunterladen. Handyempfang ist keine Selbstverständlichkeit und selten gut genug um „größere Mengen“ an Daten herunterzuladen.
- Sim-Karte – Am besten gleich nach Ankunft am Flughafen, in der Eingangshalle eine namibische Sim-Karte bei MTC kaufen. 3 GB pro Person haben uns pro Wochen voll ausgereicht.
- Schuhe – ja eigentlich denk man das sollte klar sein ABER ich erwähne es auf Grund eigener Erfahrung trotzdem. Nehmt euch offene Schuhe mit guter Sohle und gutem Halt mit! Die langen stabilen Dornen des Kameldornbaumes sorgen gern mal für platte Reifen, die möchte man nicht im Fuß stecken haben. Außerdem ein paar ordentliche Wanderschuhe und für den Flug sowie die kurzen Stadtaufenthalte, bequemen Turnschuhe für den der nicht überall mit seinen Wanderstiefelen aufkreuzen möchte.
- Sonnenbrille – mit UV Schutz, polarisiert muss sie sein.
- Kamera + Objektive + Speicherkarten – Mit dem modernen Smartphone lässt sich die Landschaft schon gut einfangen. Personenfotografie inkl. Selfies sind natürlich auch kein Problem für leistungsstarke Handys. Aber willst du Wildtiere in guter Qualität fotografieren kommst du um eine ordentliche Kamera nicht herum. Ich benutze noch immer meine Nikon D750 Vollformat und bin damit zufrieden. Die Ergebnisse könnt ihr in meiner Galerie sowie auf Instagram @animalperson sehen. Speicherplatz ist genauso wichtig wie Ersatz Akkus, wenn ihr nicht immer Strom zu Verfügung habt. Namibia ist sehr schön, beeindruckend, die Wildtiere faszinierend und so kann es passieren das am Tag hunderte Fotos zusammen kommen und die möchten nun mal irgendwo Platz finden.
- Reiseadapter – für Namibia dreipolig.
- Fernglas – „Sind das zwei Erdhügel am Ende der grünen Fläche zwischen den Termitenhügeln? Nein!“ Ein Blick durchs Fernglas zeigt deutlich das es zwei Löwen sind die sich dort niedergelassen haben. Dank des Doppelfernrohrs lässt sich jederzeit schnell klären was da am Horizont, im Gebüsch oder am Wasserloch genau los ist. Die beiden Löwen kamen dann übrigens fünf Minuten später auf unser Fahrzeug zu und überquert direkt vor uns die Straße um sich keine zwei Meter vor uns am Wegesrand erneut abzulegen. Was für ein schöner Moment!
Einkaufen:
Gleich zu Beginn der Reise in Windhoek ab in den SUPERSPAR. Dort gibt es die größte Auswahl und ihr findet alles was ihr an Lebensmittel braucht wenn ihr euch mit dem Dachzelt ins Abenteuer stürzen möchtet. Nur den Gin haben wir vorher schon in Deutschland am Flughafen im Duty-Free-Shop gekauft.
Unsere Route:
- Windhoek – Casa Piccolo
- Okonjima Omboroko Campsite (Koshi)
- Waterberg Wilderness Plateau Lodge
- Zwischenstopp Otjiwarongo
- Namutoni Campsite (Etosha Nationalpark)
- Halali Campsite (Etosha Nationalpark)
- Okaukuejo Campsite (Etosha Nationalpark)
- Etosha Safari Camp
- Mount Etjo Safari Lodge
- Zwischenstopp Omaruru
- Spitzkoppe Community Campsite (keine Reservierung möglich)
- Swakopmund – Hansa Hotel
- Windhoek – Casa Piccolo
Noch mehr WICHTIGES:
- Hilfreich ist eine aktuelle Landkarte auf der alle größeren Straßen verzeichnet sind. Wir hatten eine im Reiseführer & haben eine von unserem Autovermieter erhalten.
- Strecken nie unterschätzen! Schotterpisten können mit maximal 80 km/h befahren werden, da braucht ihr bei 250 km einfacher Strecke nun mal länger als auf einer deutschen Bundestraße.
- Nur tagsüber fahren. Vermeide unbedingt Fahrten in der Dunkelheit. Wildwechsel, Vieherden und die schlechten Straßenverhältnisse sind bei Finsternis noch weitaus gefährlicher als tagsüber.
- Achte auf deinen Tank, niemals das Risiko eingehen mit leerem Tank liegen zubleiben, auch nicht mit Dachzelt. Nutzt die Tankstellen die auf eurer Route liegen.
- Wasser! Nehme genug Wasser mit, das kann gerne 5 Liter pro Person und Tag sein. Es ist eine traurige Wahrheit, dass bereits Touristen verdurstet sind, weil sie an abgelegenen Orten, mit selten befahrenen Straßen eine Panne hatten und nicht ausreichend Wasser mit sich führten.
- Staubklappe während der Fahrt stehts geöffnet lassen sonst bilden sich Sanddünen im Fahrzeug. Wenn du aber stehst / zeltest und es stark regnet, schließen nicht vergessen, sonst schwimmt das Gepäck eventuell beim nächsten Öffnen davon.