Murmeltier – Land
Die Sonne, die uns die letzten zwei Tage im Gebirge brav begleitet hat, versteckt sich mittlerweile hinter dicken Wolken. Obwohl sich jetzt diese tiefen, grauen Gebilde an den Gipfeln der dunklen Berge um uns herum festzuhängen scheinen, sind wir mehr als gut drauf. Der Grund dafür ist nicht nur die halbvolle Heidelbeerweinflasche in meinem Rucksack, sondern: „Das Murmeltierland“. So habe ich das Tal, welches wir durchsteifen, kurzerhand getauft. Mit seiner saftig grünen Vegetation, dem gewundenem, plätscherndem Gebirgsbach, den zahlreichen riesigen Findlingen und den vielen blau, gelb sowie lila leuchtenden Blumen, wirkt es fast schon märchenhaft schön.
Als wir zwei Hüttengroßen Findlingen – die aussehen als hätte sie vor einigen Jahrhunderten ein tollwütiger Drache von den Berghängen herabgeworfen – passieren, zucken wir durch einen plötzlichen vogelartigen schrillen Schrei zusammen. Keine fünf Meter vor uns steht auf einem Felsen, aufrecht wie ein dickes Erdmännchen ein Murmeltier, das sich vor uns wohl genauso erschrocken hat wie wir vor ihm, wegen seines Warnrufs. Es ist sicherlich das zwölfte Erdhörnchen, das wir in diesem Tal sehen und es wird auch nicht das Letzte sein!
Kalender, Homeoffice und Lärm
Wieso ich dieses Jahr nun Murmeltiere statt Erdmännchen in freier Wildbahn beobachte, hat denselben Grund weshalb so vieles andere dieses Jahr nicht geklappt hat. Der Grund ist, ihr wisst es natürlich – Corona. Dank der allesbeherrschenden Pandemie findet auf unbestimmte Zeit die angestrebte, durch mich begleitete Fotosafari in Namibia, nicht statt. Auch geplante Vorträge wie z.B. als Gastdozent an der Fachhochschule Weihenstephan fielen für mich ins Wasser. Ein großformatiger Safari-Kalender 2021 mit meinen Bildern wird nicht gedruckt, weil der Verlag auf Grund COVID-19 verursachter wirtschaftlicher Probleme die Kalenderproduktion leider komplett eingestellt hat. Aber ich will mich nicht beschweren, andere hatten es weitaus schwerer. So mussten z.B. namibische Freunde aufgrund der Lage ihre Jobs in der Tourismusbranche komplett aufgeben, umziehen und sich völlig neu orientieren.
Ich selbst habe kurz vor dem Lockdown eine neue Stelle in der IT angenommen und wurde gleich am zweiten Tag ins Homeoffice geschickt. Das „Tolle“ war, dass die Vermieterin meiner Wohnung gleichzeitig mit großangelegten Renovierungen am kompletten Wohnhaus startete. So fand ich mich monatelang in Baustaub eingenebelt am Laptop wieder. Eine endlose Videokonferenz nach der anderen habend, während neben mir in der Wohnung die Kacheln von der Wand geschlagen wurden, hinter mir die Mauer durchbrochen wurde und über mir der Boden herausgerissen wurde.
Was Geiles zum Schluss
Irgendwann reichte es mir dann auch! Frische Luft, Ruhe, Bewegung und Heidelbeerwein mussten her. Weshalb es dann nach Montafon zum Wandern ging, wo wir auch das „Murmeltierland“ entdeckt haben. Österreich statt Namibia, Murmeltier statt Erdmännchen… war auch schön!
Zum Schluss: Ich habe vor kurzem angefangen nebenbei Tierpsychologie zu studieren. Macht Spaß, ist super interessant, nur aktuell schwierig die Zeit zum Lernen zu finden. Auch sehr geil und mehr oder weniger noch „geheim“ – Nächstes Jahr werde ich in einem offiziellen Schul- und Übungsbuch des Klett-Verlags zu finden sein! Mehr verrate ich euch, wenn es soweit ist.
Bleibt gesund!