Aufgestaute Sommerhitze über der hügeligen Ebene. Ein intensiver Geruch liegt in der Luft, markant, fast körperlich greifbar, etwas beißend und urtümlich. Frischer Schweiß vermischt sich mit dem Geruch von Leder, dem rauchigen Duft nach lagerfeuerriechender Kleidung und der markanten Note von Waffenöl.
Waffenöl das die Kettenhemden der rund vierzig Krieger direkt vor mir, glänzen lässt. Sie bilden mit ihren schweren Helmen, Rundschilden, Äxten, Speeren und Schwertern die Front unseres überschaubaren Wikinger-Heeres. Unter ihren glänzenden Brillen- und Nasalhelmen, auf dem die gnadenlose Sommersonne knallt, kochen sie regelrecht. Tauschen will ich nicht mit ihnen. Denn ich selbst stehe nur leicht gerüstet, ohne Helm, eine Linie hinter ihnen an der rechten Flanke. Meine Axt und der Dolch hängen an meinem Gürtel. Der Riemen über meiner linken Schulter hält den Köcher voller Pfeile und in der linken Hand halte ich meinen Langbogen. Als Bogenschütze bin ich hier unter den Wikingern eine absolute Ausnahme, aber ich weiß eben was ich kann, denke ich zumindest.
„Hey Loki, triffst du den?“
Wir alle beobachten was sich vor uns abspielt. Geschrei, Geplärr, Kommandos hallen über die weite Wiesenfläche und prallen an unserem Schildwall ab als würden sie uns nichts angehen. Denn dort vorne außerhalb der Pfeilreichweite finden Kämpfe statt. Das „Lager des Chaos“ jagt gemeinsam mit den Orks die letzten Truppen des „Lagers des Lichts“. Unser Heerführer hat befohlen abzuwarten. Wahrscheinlich um dann geordnet den aus der Formation fallenden Sieger platt zu machen. Ein paar der Kämpfer vor uns versuchen zu flüchten, kommen in unsere Richtung und werden dabei verfolgt. Auch ein feindlicher Bannerträger ist unter ihnen.
„Hey Loki, triffst du den?“ fragt mich beiläufig und nicht ganz ernst gemeint der Führer der rechten Flanke. Ich blicke auf die kleine Gruppe Flüchtender. Sie sind nun an der maximalen Grenze zur Reichweite meines Bogens, sie rennen, straucheln, zwischenzeitlich verändern sie immer wieder leicht die Richtung. Sie rennen wie die Hasen, dazu kommen noch gelegentliche Windböen, kurz – es ist unmöglich sie zu treffen. Dafür verschwendet man keinen kostbaren Pfeil.
Unmöglich
Doch ich sage nichts, stattdessen trete ich seitlich aus der Formation. Lege den Pfeil auf die Sehne, spanne in einer fließenden Bewegung den Bogen bis zum Äußersten. Jetzt nicht denken, sondern fühlen in welchem Abschusswinkel ich den Bogen halte, wie weit ich vorhalten muss, wie sich das Ziel eventuell bewegen wird. Ich lasse den Pfeil in steilem Winkel von der Sehne schnellen. Bleibe unbewegt stehen und verfolge die Flugbahn des Pfeiles wie in Zeitlupe. Um mich herum angespannte Stille. Die Gruppe rennt noch immer, fluchend und stolpernd.
Mein Pfeil erreicht seinen höchsten Punkt zum Himmel und beginnt nun schneller werdend dem Boden entgegen zu rasen – genau auf die Gruppe des Bannerträgers zu. Einschlag, Aufschrei – mein Pfeil trifft ihn im Rennen, am rechten Oberschenkel – und er stürzt ins weiche Gras. Ohrendbetäubender Jubel um mich! Mir wird auf die Schulter geklopft bis sie fast blau ist, ich grinse von einem Ohr zum anderen, während ich verlegen zu Boden blicke und mein Bogen triumphierend der Sonne entgegenstrecke. Was für ein Schuss, so ein Moment ist einmalig, einer den man nie mehr vergisst.
BLUTGREIF
Das war keine erfundene Geschichte aus einem Fantasy- Film oder Buch. Auch war es kein Traum, sondern passierte im Sommer 2016, auf meiner letzten LARP (Live Action Role Playing) Veranstaltung als „Spieler“. Das war mein Highlight, der eigentlich unmögliche Schuss – voll ins Schwarze. Danach gab es nur noch ein LARP/Fantasy Projekt für mich. Unseren selbstgedrehten Fantasy Film zu Ende zu bringen. Sozusagen als Abschluss bevor ich dieses vielseitige, aber auch etwas anstrengende Hobby an den Nagel hing um mich meinem Projekt „ANIMALPERSON“ voll und ganz zu widmen.
Dieser selbstgedrehte Film war ein privates Mamut Projekt. Kein Budget, keine ausgebildeten/gelernten Schauspieler, Filmtechniker und Kameraleute. Nur eine kleine Gruppe motivierter Verrückter, die kaum Termine fanden, an denen sie gemeinsam Zeit hatten, um am Film weiterzuarbeiten. Und so zog sich das Filmprojekt über neun Drehtage, viele Tage Planung und Besprechungen, sowie wochenlanger Nachbearbeitung, von Februar bis November 2016. Steinbrüche, Wälder, Felder, 700 Jahre alte Stadttürme und Burgruinen um Würzburg waren genutzte Kulissen. Aber auch Greifvögel und Drohnen kamen zum Einsatz. Kurz vor Weihnachten, nach mehrwöchiger Filmbearbeitung (Schnitt, Bilderbearbeitung, Vertonung, Spezial Effekte) konnten wir dann stolz unseren Kurzfilm „BLUTGREIF“ veröffentlichten.
Schaut ihn euch gern an und denkt daran – niemand der mitgewirkt hat ist darin ausgebildet, wir hatten kein Budget, vieles musste improvisiert werden und alles entstand in unserer Freizeit. VIEL SPASS!!!
Ps. Danke an alle die mitgewirkt haben! Es war mir eine Ehre!
PPS. Einen LARP-Kalender, unzählige Charaktershootings sowie drei Zeitschriftencover steuerte ich damals in meiner kurzen Zeit als „Fantasy-Fotograf“ der Szene bei.
PPPs. Das LARP-Hobby beendete ich unter anderem, weil ich keine fiktiven Abenteurer mehr “spielen“ wollte. Stattdessen wollte ich echte Abenteuer erleben. Was daraus wurde lest ihr in meinem Buch „ÜBERLEBEN – Als Wildhüter inAfrika“.
Dieser Blogeintrag ist Bonusmaterial zu meinem Buch >ÜBERLEBEN<
Denn diese spannende und auch etwas lustige Geschichte hat ganz einfach nicht mehr ins Buch gepasst. Aber zum Glück doch noch seinen Weg in meinen Blog gefunden.
Zweiter Teil meiner Zusatz-Stroy „Unfreiwillig in Johannesburg“.
WICHTIG!!! Lies erst TEIL I, nicht das Du gespoilert wirst…
Viel Spaß beim lesen!
Orientierung: Gerade eben habe ich die Nashorn-Auffangstation im tiefen südafrikanischen Busch verlassen. Die viele körperliche Arbeit brennt noch in meinen Muskeln. Der „Rhino-War“ und hundert andere Eindrücke drehen sich in meinem Kopf, als ich mich auf den Weg nach Johannesburg mache. Von dort aus soll es weiter gehen ins Nachbarland Namibia, genauer gesagt nach Windhoek. Von der namibischen Hauptstadt werde ich dann weiterreisen auf die Auffangstation in der Kalahari, zurück zu den Raubkatzen und Wildhunden. Soweit der Plan. Doch dann verpasste ich in Johannesburg den letzen Flug nach Namibia…
Ich habe mein Gepäck. Der Fahrer, welcher mich am Flughafen Windhoek abholen sollte weiß genauso wie meine dortige Pension Bescheid, dass ich heute nicht mehr eintreffen werde. Lisa hat mir mit Herrn Grüns Empfehlung ein Hotelzimmer in Johannesburg reservieren können und jetzt fehlt nur noch das Ticket für Morgen. „Nein, wir können ihr Ticket nicht umbuchen, sie müssen ein neues kaufen.“ Aha, Danke auch und wieso musste ich auf diese Antwort so lange warten? Mein Reiseagent klärt mich auf. „Herr Hilpert, mir ist das ganze sehr unangenehm aber leider ist bei South African Airways häufiger mal das Problem, dass etwas angeblich nicht geht was eigentlich ohne Problem gehen würde. Die Mitarbeiter haben meist einfach nur keine Lust. Ich rufe sie in zehn Minuten wieder an, ich denke ich kann das Problem von hier aus lösen.“
Es ist 20:45 Uhr, um 21:00 schließen hier die Schalter. Herr Grün ruft mich tatsächlich pünktlich um fünf vor neun zurück.
Es hat geklappt, ich halte mein vorläufiges Ticket in der Hand und dank ihm muss ich nur eine geringe Umbuchungsgebühr zahlen statt eines komplett neuen Flugs. Der Mann ist wirklich Gold wert, er hat innerhalb von 10 Minuten von seinem Büro in Deutschland aus das geklärt wozu hier direkt vor Ort drei Mitarbeiter nicht in der Lage waren und mich auch noch eine halbe Stunde haben warten lassen bevor sie mir das mitteilten. Dienstleistungsqualität, da gibt es eine sehr große Differenz zwischen Afrika und Deutschland, das ist nicht von der Hand zu weisen.
Nachdem ich Geld gewechselt habe muss ich jetzt nur noch die Stelle finden wovon stündlich ein Transporter zwischen Flughafen und dem Hotel pendelt. Mich langsam wieder entspannend passiere ich eine Gruppe finster dreinblickender Polizisten. Von deutschen Flughäfen kennt man ja die Polizisten, die immer zu zweit patrouillieren, einer trägt dabei meistens eine Maschinenpistole (MP) (Welche fälschlicherweise von jedem als Maschinengewehr (MG) bezeichnet wird. Der Unterschiede zwischen MP und MG ist in etwa so groß wie zwischen einem PKW und einem LKW, kein Polizist läuft mit einem Maschinengewehr herum, keiner! So das musste mal geklärt werden.)
Auf jeden Fall laufen hier die Polizisten nicht zu zweit, sondern zu fünft oder zu acht Patrouille und jeder trägt dabei eine Shotgun/Schrotflinte vor der Brust, die aussieht als wäre sie seit zwei Jahrzehnten täglich im Einsatz.
Die „Deutschen-Themen“
Ich will gerade mit meinen Rucksäcken schwer bepackt in einen Korridor einbiegen, von dem ich denke es könnte der richtige sein, als mich ein Flughafenmitarbeiter in Sicherheitsweste anspricht. Er klärt mich auf, dass ich in die falsche Richtung unterwegs bin und hilft mir den richtigen Weg zu finden. Er begleitet mich sogar bis zu der überdachten Stelle am Rand des Flughafenbereiches. Der dortige Parkplatz wird scheinbar nur für Shuttelservice der Hotels genutzt. Ich möchte mich bei ihm bedanken und verabschieden aber er winkt ab und sagt, dass er mit mir auf den Transporter warten wird, er möchte mich auf keinen Fall hier im Dunkeln alleinstehen lassen. Okay, denke ich etwas irritiert, aber wieso?
Der Smalltalk mit ihm läuft zu Beginn sehr vertraut ab. Die erste obligatorische Frage ist woher ich komme. Wenn ich dann mit Deutschland antworte geht es IMMER um die gleichen Themen, völlig egal ob ich an einer Tankstelle, einem Flughafen, einem Einkaufszentrum, einer Safarilodge, einer Wildtierauffangstation oder mitten im Nirgendwo angesprochen wurde.
Die vorprogrammierten Themen sind: Autos, Fußball, Bier, Ingenieure, Autobahn und wenn ich Pech habe der Österreicher A. Hitler. Besonders unangenehm wird es, wenn der Gesprächspartner den „Führer“ des zwölf Jahre dauernden „tausendjährige Reich“ gut findet, nicht selten sind es dann auch noch dunkelhäutige. Ich frage mich in solchen Momenten immer ob sie es ernst meinen und einfach keine Ahnung haben, oder ob sie denken sie tun mir einen Gefallen ihn gut zu finden. Mein jetziger Gesprächspartner der sich als Walther vorgestellt hat, möchte neben Autos „made in Germany“ aber zum Glück nichts davon wissen. Nein er hat eine andere Frage: „Wieso kommen eigentlich so viele Deutsche nach Südafrika um Elefanten, Löwen usw. zu sehen? Habt ihr selbst keine?“ Das ist etwas, das mir auch schon häufig aufgefallen ist. Vielen Afrikanern ist offensichtlich nicht bewusst, dass es viele Tierarten nur auf ihrem Kontinent gibt, geschweige denn, dass diese dramatisch schnell immer weniger werden. Nachdem ich Walther erklärt habe, dass es bei uns gerade mal noch im Großen und Ganzen, Wildschweine und Eichhörnchen gibt, frage ich ihn ob er selbst schon Elefanten, Löwen, Giraffen oder sogar mal ein Nashorn gesehen hat. Wie die allermeisten seiner Landsleute hat er es nicht, er kennt diese Tiere leider nur aus Büchern.
Im weiteren Gespräch erfahre ich, dass er bereits seit sechs Uhr am Morgen arbeitet (es ist jetzt kurz vor zehn Uhr am Abend) und dass er gerade mal 600 Meter vom Flughafen entfernt wohnt. Er zeigt die Straße vor uns hinunter und erklärt mir, dass seine Wohnung in dieser Richtung liegt. „So nah, das ist gut dann kannst du ja immer zur Arbeit laufen.“ sage ich ahnungslos an ihn gewandt aber er schüttelt mit dem Kopf. „Nein das geht nicht, ich fahre immer mit Freunden im Auto nach Hause.“ Ich schaue ihn stirnrunzelnd an. „Siehst du das große Haus dort“ er zeigt auf ein Hotel auf der anderen Seite des Parkplatzes, ca. 150 Meter entfernt. „Wenn du an diesem Haus vorbei läufst wirst du überfallen. Die klauen dir da alles und wenn du dich wehrst stechen oder knallen sie dich ab. Es gibt so viel verrückte Leute in dieser Stadt.“ sagt er etwas traurig und schaut zu Boden. Ich blicke ihn entsetzt an. „Was? Wenn du dieses Hotel passierst dann wirst du überfallen? Nur jetzt in der Nacht oder auch am Tag?“ Er nickt, „Egal welche Tageszeit! Ob du Tourist bist oder Einheimischer interessiert diese Menschen auch nicht.“
Ich erinnere mich an die Geschichten die Karl und Lee erzählt haben. Von Leuten die mit ihrem Fahrzeug an Ampeln standen und dann von blitzschnellen Überfallgruppen aus dem Fahrzeug gezogen wurden. Von Räubern die mit Ziegelsteinen die Scheiben der Fahrzeuge einschmeißen völlig ohne Rücksicht ob sie die darin Sitzenden schwer verletzen oder gar töten. Lee ist es sogar schon selbst vor ein paar Jahren passiert. Die Angreifer mussten jedoch sehr schmerzlich feststellen, dass die kleine drahtige Frau einige Erfahrung im Kampfsport hat. Ja Südafrika hat neben der wunderschönen Natur auch eine sehr hässliche Seite, die enorm hohe Kriminalität.
Wir unterhalten uns fast eine Stunde. So lange bis der nächste Shuttel zum Hotel eintrifft. Es ist ein Kleinbus mit verdunkelten Scheiben und einem niedrigen, massiv wirkenden Anhänger für das Gepäck. Walther und ich verabschieden uns mit Handschlag und wünschen uns gegenseitig ein „Stay safe!“ Fahrer und Beifahrer steigen aus dem Shuttel, sie grüßen mit ernstem Gesicht. Beide tragen schwarze Anzüge mit goldenen Namensschildern des Hotels auf der linken Brust. Der Beifahrer wirkt irgendwie etwas kastenförmig unter seinem Jackett. Und wieso überhaupt sind sie zu zweit? Reicht nicht ein Fahrer? Es hieß doch das Hotel ist nur zwanzig Minuten vom Flughafen entfernt. Als die beiden meinen schweren Rucksack in den Anhänger heben und der Beifahrer sich über diesen beugt kann ich sehen was er unter dem Jackett trägt. Eine Schusssichere Weste und eine Pistole im Schulterholster. Okay, der Mann ist wohl für die Sicherheit während der Fahrt zuständig. Ist „Joburg“ wirklich so heftig? Scheinbar habe ich die Bewohner der Stadt unterschätzt.
So jetzt durchatmen, geschafft, es geht endlich zum Hotel. Ich konnte tatsächlich alles in der kurzen Zeit klären bzw. organisieren. Aber als wäre das nicht genug für heute gewesen, steigen jetzt zwei plötzlich aus der Dunkelheit auftauchend merkwürdige Typen in den Kleinbus. Sie setzten sich auf die Plätze vor mich und ich habe das Gefühl in den Vorspann eines achtziger Jahre Actionfilmes versetzt worden zu sein. Der linke sieht Original aus wie Dolph Lundgren, spricht aber mit tief russischem Akzent, während der rechte eine breitere und jüngere Ausgabe von Al Pacino ist. Er jedoch hat einen anderen Akzent, einen den ich mittlerweile auch gut kenne, israelisch. Was machen diese zwei aufgepumpten Brocken hier!? Ist das eine gemeinsame Aktion von KGB und Mossad? Solche Typen gibt’s doch sonst nur in Hollywood Filmen! Die zwei Actionfiguren da vor mir sollen mich bloß in Ruhe lassen! All das denke ich während ich müde aus dem Transporter auf die vorbeiziehenden nächtlichen Straßen von Johannesburg blicke. Mir reichst für heute mit der Aufregung, ich will jetzt duschen und schlafen, morgen geht es für mich schon wieder um 6 Uhr zum Flughafen zurück.
Fünf Rand für „ganz üble Kerle!“
Der nächste Morgen. Die Nacht war kurz und mein Schlaf noch kürzer. War ein komisches Gefühl einen ganzen Raum inkl. Bad wieder für sich allein zu haben. Ich nehme meinen schweren Reiserucksack und betrete beim ersten Tageslicht wieder den Flughafen von Johannesburg. Kaum habe ich das getan spricht mich ein hochgewachsener junger dunkelhäutiger Mann an. Wo ich denn hin möchte will er wissen. Er trägt ein perfekt sitzendes Hemd und teuer wirkende Schuhe, allgemein ein sehr sauberes Erscheinungsbild – im Gegensatz zu mir, ich sehe immer noch wie ein Ranger frisch aus dem Busch aus, zum mindestens war das letzten Abend Walthers Meinung.
Ich sage ihm zu welchem Schalter ich muss und denke mir nichts dabei. Walther hat mir gestern ja auch einfach so geholfen. Er führt mich über einen angeblich schnelleren Weg durch den Flughafen und ist dabei ausgesprochen freundlich. Wir erreichen den Schalter. Eine uniformierte Mitarbeiterin von South African Airways um die vierzig sitzt lesend dahinter. Sie blickt auf, sieht zuerst mich an dann den aus dem Ei gepellten Typen, der mich hierhergeführt hat. Ihr Blick verwandelt sich innerhalb von Sekunden von neutral über eiskalt bis hin zu „wenn Blicke töten könnten“. Der perfekt gestylte, angeblich hilfsbereite Kerl dreht sich auf dem Absatz um und rennt einfach weg. Was war das?! „Haben sie den Mann bezahlt?!“ donnert die Stimme der Flughafenmitarbeiterin mir entgegen. „Ich, was? Nein wieso sollte ich?“ frage ich verwirrt. „Das ist verboten! Sie dürfen solchen Leuten kein Geld geben! Das sind Verbrecher! Ganz üble Kerle! Die rennen mit ihrem Gepäck weg und was machen sie dann?!“ will sie wütend und mit finsterem Blick von mir wissen. Was zur Hölle ist denn jetzt schon wieder los? Ich habe niemandem irgendetwas gegeben! „Ich habe ihm kein Geld gegeben.“ sage ich und erwidere ihren Blick. „Gut“ ist ihre kurze Antwort und sie nimmt schweigend meinen Reisepass und mein vorläufiges Ticket entgegen. Während sie die Daten in den Rechner eingibt und mir mein richtiges Ticket wieder ausgibt spricht sie jetzt ruhig weiter. „Der wird wiederkommen, wenn sie hier fertig sind. Geben sie ihm maximal fünf Rand (Das sind in etwa 33 Cent), lassen sie sich in keine Gespräche verwickeln und vertrauen sie nur Leuten in Sicherheitswesten mit Ausweis. Begeben sie sich einfach auf dem schnellsten Weg in den Check-in-Bereich.“ Ich will mich gerade für ihre Aufklärung bedanken als sie den Finger hebt und hinzufügt: „Und gehen sie nicht den Weg zurück, den sie gekommen sind, gehen sie vorne herum. Dort wo die Polizisten stehen.“ Sie deutet nach „vorne“ ich folge ihrer Richtungsangabe und kann fünf Polizisten mit ihren Shotguns sehen die sich an einem Geländer anlehnen. „Dann wird er sich wahrscheinlich erst gar nicht trauen ihnen zu folgen“.
Wiedersehen
Im Check-in-Bereich angekommen frühstücke ich erst mal entspannt. Der Kerl, der wie aus einem Mode-Katalog aussah ist nicht mehr aufgetaucht und die 5 Rand Münze, die ich mir für ihn zurechtgelegt hatte kann ich gleich dem Trinkgeld für das Frühstück hinzufügen.
Ich ziehe mein Tagebuch aus dem Rucksack und schreibe in Ruhe all das auf was mir in den letzten 24 Stunden passiert ist. Die Uhr behalte ich dabei ganz genau im Blick. Eine gute Stunde vor dem Boarding laufe ich schlendernd zum Flugsteig. Ich schaue links und rechts in die Läden, passiere den Outdoorshop aus dem ich gestern gestürmt bin und erreiche fast die Treppe zum Flugsteig als mir jemand in einem Souvenirshop auffällt. Ich muss grinsen, freue mich schon auf die Reaktion der Person und trete von hinten an sie heran. „Entschuldigen Sie, sind sie zufällig Prinzessin Swildan?“. Lili dreht sich in Zeitlupe um, als wir uns ansehen fallen wir beide in schallendes Gelächter. „Was zur Hölle machst du denn hier? Solltest du nicht in Namibia sein?“ ist ihre erste begründete Frage nachdem wir wieder Luft haben. Ich erzähle der schwedischen Volontärin, mit der ich die letzten Wochen auf der Nashornauffangstation einige Abenteuer erlebt habe, in Kurzform was passiert ist. Während ich berichte schüttelt sie immer wieder grinsend den Kopf. Nach zehn Minuten gutgelauntem Austausch verabschieden wir uns nun zum zweiten Mal und ich wünsche ihr wieder viel Spaß auf Madagaskar – ihrem nächsten Resieziel. Für mich wird es jetzt endlich, mit einem Tag Verzögerung, wieder Zeit Namibia zu erleben. Ich freu mich drauf.
Ende meiner „Outtake“ Bonus-Story, wies weiter geht erfahrt ihr natürlich in meinem Buch.
Ich platze vor Aufregung und Freude! Nach knapp eineinhalb Jahren intensiver Arbeit ist jetzt mein erstes Buch veröffentlicht worden! Wie ihr oben im Video seht fehlen mir etwas die Worte! Die Gefühle spielen einfach verrückt…
All meine abenteuerlichen Erlebnisse und Erfahrungen in Namibia und Südafrika sind in dieses mir unglaublich wichtige Herzensprojekt geflossen. Ich freu mich so sehr das jetzt endlich alles mit euch teilen zu können! Intensiv gefühltes Afrika, außergewöhnliche Wildtier Begegnungen, Hintergründe zu Safari, Volontärs Arbeit, Jagd und Wilderei. Schlicht, über das dortige Leben und Überleben. So nah, ehrlich und persönlich geschrieben wie es mir möglich war. Dazu viele eindrucksvolle Fotos und weiteres Bonusmaterial! Schaut einfach mal rein! Das Buch ist in allen Buchhandlungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu haben. Ansonsten ist es natürlich auch online bestellbar.
„Tief im südlichen Afrika, inmitten berauschender Landschaften, wo Geparden ihm den Kopf putzen, Erdmännchen sich in seiner Achillessehne verbeißen und er einem Spitzmaulnashorn zu Fuß begegnet, erlebt Sebastian Hilpert Abenteuer, die er sich nie hätte vorstellen können. Zwölf Jahre war er Soldat und hatte sich am Ende so weit von sich selbst entfernt, dass er in eine Depression stürzte. Der Weg der seelischen Heilung führt ihn zu verwaisten Raubkatzen in der Kalahari und weiter auf eine Nashorn-Auffangstation in Südafrika, wo der Rhino War, der Krieg um die letzten Nashörner, erbarmungslos wütet. Als Volontär kümmert er sich um verwaiste und verletzte Tiere, zieht Karakale und Nashörner mit der Flasche auf und lernt die Härte der Natur wie auch die Skrupellosigkeit der Wilderer aus erster Hand kennen. Später reist er als Fotograf durch die beeindruckende Weite Namibias und arbeitet als Wildhüter in einem Wildtierreservat. Ein Buch voller Engagement und Abenteuer in nahezu unberührter Natur und zugleich eine Geschichte des inneren Wachstums, die uns an die Verantwortung erinnert, die wir tragen: gegenüber den Lebewesen dieser Erde und uns selbst.“
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