Es ist angenehm heute Morgen um 06:30. In etwa 23 Grad, die Sonne steht noch tief und hat noch nicht alle Teile des Tales erreicht in das ich so eben laufe.
Dieser Tag wird noch heiß, sowie wie die letzten Wochen wird es bereit um elf Uhr über 33 Grad sein. Dazu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit, die einen bei der körperlichen Arbeit regelrecht zerlaufen lässt.
Die Hügel um mich sind stark bewachsen, einzelne große Felsen in braunrot stechen aus dem saftigen Grün heraus.
Die Luft ist noch frisch und von Vogellauten und Insektensurren erfüllt. Seit 05:30 bin ich auf den Beinen, geweckt von Löwengebrüll das durch die offene Tür und Fenster deutlich hörbar ist.
Meine Unterkunft ist eine löchrige Hütte aus dünnem Holz an dem Hang eines Hügels der wie die komplette Umgebung mit saftige grünen bewachsen ist. Amarula- und Mangobäume gehören dazu, ich fühle mich wie in einem Naturparadies.
Wo bin ich, was tue ich
Den Raum der meine Unterkunft darstellt, ist ca. 10 Quadratmeter groß und ich teile ihn genauso wie das kleine Badezimmer (ohne Spiegel) mit drei anderen Mitbewohnern. Dabei handelt es sich in den ersten 2 Wochen um drei Mädels (Schweden, Südafrika, USA).
Die junge Amerikanerin geht mir nach 2 Wochen so sehr auf die Nerven, das ich die Hütte wechsele und bei den „Älteren“ einziehe.
Die Tage sind gut ausgefüllt und neben den beobachten des Verhalten der Tiere, Füttern und ausmisten fallen immer wieder unterschiedliche Zusatztaufgaben an. So müssen z. B. gefällte Mangobäume wegtransportiert werden. Was einen nicht nur durch die körperliche Arbeit zum stark Schwitzen bringt, sondern auch die Tatsache das die eine oder andere Spinne in Untertellergröße „Hallo“ sagt. Schlangen sehe ich in vier Wochen nur drei, dafür einige Skorpione (Immer schön unter die Sitzkissen schauen BEVOR man sich hinsetzt) und häufig Tausendfüßler, Baboonspiders und andere große Insekten. Man gewöhnt sich dran…
Die erste Woche war hart, die starke Temperaturumstellung, der „Kulturschock“ und vor allem die Sprache hat mich gefordert. So bin ich in der Gruppe der Volontäre der einzige deutschsprachige. Die meisten der andern 8 -16 Freiwilligen kommen aus den USA, UK oder Australien und somit „Muttersprachler“. Dazu kommt noch, dass jeder einen anderen Dialekt spricht. Südafrikanisch, Südaustralisch, Israelisch, US Westküste, US mittlerer Westen, Oxford, skandinavisch, Westaustralisch, Irisch… Jeder spricht die Worte anders aus und so bin ich in der ersten Woche mit meinen mittelmäßigen Englischkenntnissen damit beschäftigt überhaupt etwas zu verstehen. Von Woche zu Woche wurde es einfacher für mich und jetzt im Nachhinein denke ich, etwas Besseres hätte mir wohl nicht passieren können.
Doch wieso sind all diese Leute hier? Als Freiwillige im afrikanischen Busch, wo das Wasser aus der Leitung auch mal rotbraun sein kann. Der Strom nicht selbstverständlich ist und Zecken sowie Moskitos einen Alle möglichen Krankheiten geben möchten?
Es sind Studenten, Geschäfts-Manager, Hausfrauen, angehende Tierärzte, Anwälte und ehemalige Soldaten aller möglichen Nationen. Und sie alle wollen ihren Beitrag zur Erhaltung einer Tierart leisten die kurz vor der Ausrottung steht. Dem Nashorn, alle Nashornarten stehen kurz davor nicht mehr zu existieren obwohl sie bereits seit 50 Millionen Jahren diesen Planeten bewohnen. Aber wieso stehen sie eigentlich kurz vor dem Aussterben?
Die Antwort ist recht simpel und traurig – „Rhino-War“
Es geht darum zu verhindern das die noch verbliebenen Nashornarten aussterben. Der Preis für das Horn das Nashorn per Gramm in Asien ist momentan über den von Kokain, Gold oder Diamanten. Und das alles nur wegen solch beschränkten fernöstlichen Irrglauben wie z. B. das es die potenzsteigernd ist. Auch wird es als Statussymbol in China gehandelt. Die Wilderei hat solche überhand genommen das die Wilderer mit Nachtsichtgeräten, hoch modernen vollautomatischen Gewehren und Schalldämpfern ausgestattet sind. Selbst Hubschrauberpiloten die zur Kontrolle die Gebiete abfliegen tragen mittlerweile Schusssicherewesten da bereits Piloten von Wilderen vom Boden aus erschossen wurden.
Doch was tun die Wilderer eigentlich?
Die Nashörner werde erschossen oder angeschossen um dann die Hörner aus dem Gesicht gehackt oder gesägt zu bekommen. Wenn es sich um eine Nashornmutter mit Kalb handelt, wird das Baby ignoriert, da es noch kein Horn hat. Versucht es seiner Mutter zu helfen so wird es von Wilderern mit Macheten oder mittels Gewehr vertrieben. Hier auf der Wildtierauffangstation für Nashornwaisen haben wir z. B. Nashornbabys mit Narben am Kopf die von Macheten stammen. Eines hatte eine faustgroße Schussverletzung an der Schulter, die aber durch guter Behandlung mittlerweile verheilt ist.
Sobald die Wilderer dann mit dem Horn abgezogen sind bleibt das Kleine verletzt zurück. Der Geruch lockt dann natürlich Raubtiere an und dem Nashornbaby steht eine extrem heftige Zeit bevor, wenn es nicht zeitnah von Rangern, Soldaten oder anderen Patrouillen entdeckt wird.
Also man sieht die Wilderer schrecken vor nichts zurück. Dementsprechend ist das ca. 46 000 Hektar große Gebiet, in dem sich die Auffangstation befindet auch abgesichert. Mehrere elektrische Zäune, Wachen, Patrouillen zu Fuß, Patrouillen zu Pferd, Patrouillen mit belgischen Schäferhunden etc.
Und mitten drin eine kleine Anzahl Volontäre aus aller Welt die sich mit Fachpersonal um die Nashornwaisen und andere Tiere kümmern.