Marrakesch – Reisebericht und Tipps

Marrakesch Blog, Koutoubia Moschee, Sebastian Hilpert Animalperson
Orientierungspunkt – Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen der Stadt sowie des ganzen Landes.

Basar, Abgase und Katzen

Ein altes stinkendes Mofa quetscht sich zwischen uns und einer Gruppe voller verschleierter Frauen, durch die enge schattige Gasse der Media / Altstadt von Marrakesch. Die penetranten Abgase vermischen sich mit der trockenen Luft und dem Geruch von Gewürzen, Fisch und Leder. Zum gefühlt zehntausendsten Mal werde ich von einem Standverkäufer angesprochen, dass ich doch seine „einzigartige“ Ware ansehen und natürlich auch kaufen soll. Aber ich habe nur Augen für die zusammengerollte, schlafende Katze auf dem Teppich. Sie sieht wie die meisten Tiere hier in der Stadt nicht sonderlich gesund aus. Ich würde am liebsten mit allen Katzen Marrakeschs sofort zum Tierarzt rennen. Rundumcheck, entwurmen, impfen – das volle Programm. Unmöglich. Wir steuern auf den „Djemaa el Fna“ zu, dem zentralen Haupt- und Marktplatz. Dieser Platz, auf dem im 12. und 13. Jahrhundert die Köpfe der Hingerichteten ausgestellt wurden, füllt sich jeden Abend mit unzähligen Menschen und Essensständen.

Mein Bauch ist jedoch noch voll mit leckerem Gemüse-Kuskus- Hähnchen-Tajin, sowie frischem, stark gesüßtem Minze Tee. Beides haben wir im strahlenden Sonnenlicht auf einer kleinen Terrasse oberhalb der Dächer der Altstadt genossen. Was war das für ein schöner Ausblick. Über die Dächer und Minarette  bis zum Horizont, wo das schneebedeckte Atlasgebirge thront. Nur meine erste Begegnung mit Taschendieben hat im Anschluss meine Stimmung „etwas“ getrübt…

Marrakesch – Sprache / Währung

Die Stadt wie aus „tausend und einer Nacht“ liegt nur knapp vier Stunden mit dem Flugzeug entfernt. Im Januar, Februar ist es für uns ein ideales Reiseziel, um kurz der Kälte in Deutschland zu entkommen. Tagsüber wird es bis zu 28 Grad heiß. Nachts fällt die Temperatur auf 7 Grad ab. Gesprochen wird in der Stadt, mit knapp 1 Millionen Einwohner, Arabisch und wegen der Kolonialen Vergangenheit, Französisch. Erst an dritter Stelle kommt Englisch, häufig gesprochen von Händlern und allen die am direkten Kontakt mit Touristen verdienen.

Die marokkanische Währung ist „Dirham“, der Wechselkurs liegt aktuelle bei ca. 10 Dirham für 1 Euro. Es bietet sich an, gleich nach der Ankunft am Flughafen Geld zu wechseln, damit man sofort Trinkgeld etc. unkompliziert zur Verfügung hat. Nice to know – der durchschnittliche Verdienst eines Marokkaners liegt bei 350,- € im Monat.

Marrakesch Blog, Medina, Autor Sebastian Hilpert, Animalperson
Vormittags ist es angenehm ruhig in der Median Marrakeschs.

Marrakesch – Unterkunft

Kalt leuchtet der sichelförmige Mond am Nachthimmel während uns das Taxi durch die engen, staubigen düsteren Gassen des Ortes schaukelt. Es ist bereits halb zwei in der Nacht. Die einzigen weiteren Fahrgäste, ein älteres Pärchen, haben wir bereits vor einer halben Stunde in einem stark beleuchteten Luxushotel abgesetzt. Hier ist nichts künstlich beleuchtet, geschweige denn luxuriös. Nur der sichelförmige Mond scheint vom kalten Nachthimmel und beleuchtet eine Gruppe von Straßenhunden, die am Wegesrand liegen. Am Ortsrand Gebäude halten wir abrupt. Vor uns ragt ein dunkler Schatten auf, nur die kantigen Umrisse des Gebäudes zeichnen sich vor dem Sternenhimmel ab. Wir steigen aus, schmecken die kalte trockene leicht verrußte Luft und folgen einer steinernen Treppe, welche uns zu einem wuchtigen, eisenbeschlagen schwarzen Holztor führt. „Das ist es also.“ sage ich etwas tonlos. Wir werfen uns einen Blick zu, in unseren Gesichtern ist klar zu lesen was wir beide denken. „Wo sind wir denn hier gelandet?!“

Das „Kasbah le Mirrage“ wirkt in völliger Finsternis wie eine unbewohnte Burg aus der Berberzeit. Ein wuchtiger Mann in einem traditionellen Gewand (Djellaba) erscheint aufrecht aus einem Seitentor, begrüßt uns freundlich auf Französisch und öffnet kurzerhand das mit schweren Riegeln verschlossenen Haupttor. Damit verändert sich alles. Ein Blick auf einen märchenhaft beleuchteten großen Innenhof eröffnet sich uns. Ein typischer marokkanischer Riad liegt vor uns, verbunden über mehrere Treppen in deren Mitte angenehm das Wasser eines Brunnens plätschert. Wir atmen auf, ein kleines verstecktes Paradies.

Taxis

Die traditionelle Alternative zu den normalen und international ähnlichen Hotels, sind die typischen marokkanischen Unterkünfte, Riads genannt. Diese meist von außen unscheinbaren, mehrstöckigen, Gebäude haben in ihrer Mitte einen schön angelegten Innenhof. Man findet sie in ganz Marrakesch. Egal ob mitten in der Trubel reichen Altstadt / Medina, oder wie unsere rund 10 Kilometer außerhalb vom Stadtkern. Wenn man nicht direkt in der Medina wohnt sollte man sich vorher schlau machen, ob es ein tägliches Shuttel in die Altstadt und zurück, gibt. Bei uns war das zweimal täglich der Fall. Ansonsten sind Taxis zu empfehlen – wichtig, den Preis vorher absprechen. Im Durschnitt kostet eine 20-30 Minuten Fahrt etwa 10,- €. Gefühlt ein Viertel aller Autos in Marrakesch sind Taxis und ihre Fahrweise ist mit „abenteuerlich“ bis „interessant“ zu beschreiben. Nicht selten steht man auch neben einem Eselskarren an der Ampel.

Marrakesch Blog, Lampen, Markt, Autor Sebastian Hilpert, Animalperson
Lampen-Händler in den „Souks“ Marrakeschs.

Marrakesch – Souk / Handeln

Der „Souk“ in Marrakesch ist der größte Basar Afrikas. In den engen verwinkelten und weitverzweigten Gassen kann man Lederware, Kleidung, Lampen, Töpferwaren und allen möglichen Kram kaufen. Viele der Stände wiederholen sich, die Waren die man an einem Stand sieht findet man auch gefühlt an 20 bis 50 weiteren. Wichtig, handeln! Niemals den ersten Preis annehmen den ihr genannt bekommt. Diese Preise sind sehr hoch angesetzt, meistens bekommt man alle Waren rund um die Hälfte günstiger, wenn nicht sogar noch darunter, man muss nur richtig verhandeln…

Ich persönlich mag es nicht so zu handeln, aber vielleicht habt ihr auch einen Partner oder Freund, dem es Spaß macht. Unsere Erfahrung war, dass einem spätestens, wenn man bei der Verhandlung abwinkt, sich bedankt und weiter geht, der Händler hinterherkommt und die Ware doch für den „gewünschten“ Preis verkauft. Und wenn nicht – ihr findet das gleiche Produkt ziemlich sicher noch wo anders und könnt es dort einfach noch einmal versuchen.

Marrakesch Blog, Media, Autor Sebastian Hilpert, Animalperson
Über den Dächern der Marrakeschs findet ihr zahllose kleine Restaurants.

„La shukraan“

Achtet darauf euch nicht zu verlaufen, ladet euch zum Beispiel eine Marrakesch-Stadtkarte für die Offline-Nutzung auf eure Smartphones. Lasst euch nicht von jedem vollquatschen und in die Irre führen. Freundlichkeit ist genauso angesagt wie ein gesunder Menschenverstand und Skepsis. Viele Marokkaner haben wenig Berührungsangst, was man im ersten Moment als Freundlichkeit wahrnimmt entpuppt sich schnell als überteuerte abzocke (Gerberviertel). „La shukraan“ arabisch für „Nein Danke“ ist eine nützliche Antwort für die unzählige Male, die man hier angesprochen wird. Desto später am Tag desto mehr ist los. Vormittags ist es am angenehmsten zu bummeln; da noch wenig los ist und auch die Händler meist noch entspannt in ihren Ständen frühstücken.

Marrakesch Blog, Media, Oliven, Händler, Sebastian Hilpert, Animalperson
Oliven, Marokkanische Minze – Marrakesch ist lecker!

Marrakesch – Essen

Kurz „Tajine“ – das wohl bekannteste Essen Marokkos. Wobei die „Tajine“ eigentlich nur das Tongefäß ist, in dem das Essen gegart wird. Zutaten, meist Kuskus und Gemüse, häufig wahlweise mit Hähnchen oder Lamm. Am besten eine lecker Tajine mit frischem marokkanischem Minztee über den Dächern der Medina, in einem der kleinen Restaurants mit Terrasse, genießen. Auf dem Djemaa el-Fna kann man zwar ab dem frühen Abend auch an dutzenden Ständen essen, aber ich persönlich bevorzuge die kleinen Restaurants mit Terrassen und Ausblick über die Stadt, statt dem überfüllten Hauptplatz mit der Massenabfertigung.

Granatapfelsaft – Überall kann man frischgepresste Säfte kaufen, hauptsächlich Granatapfel oder Orange. Sie sind mega lecker und kosten meistens nicht mehr als zwei Euro pro Becher. Tipp – achtet darauf, dass ihr den Saft direkt gepresst bekommt und nicht den „alten“ abgestandenen, der an manchen Ständen in einem Plastikbehälter in der prallen Sonne steht – keine Ahnung wie lange schon.

Djemaa el Fna, Sonnenuntergang, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
„Djemaa el Fna“ der Marktplatz Marrakeschs platzt zum Sonnenuntergang aus allen Nähten. Im Hintergrund das Minarett der Koutoubia-Moschee.

Taschendiebe

Wir laufen in der Abenddämmerung im Westen der Medina aus dem Gerberviertel zurück Richtung Djemaa el-Fna, dem Hauptplatz. Vor uns läuft ein junger Mann mit Kopfhörern auffallend langsam direkt vor uns. Er läuft genauso das wir ihn nur schwer überholen können. Plötzlich spüre ich etwas an der rechten Seitentasche meiner Hose. Ich blicke nach unten und sehe wie ein weiterer junger Mann mit zwei Fingern versucht mein Smartphone aus ihr zu ziehen(!) Sofort wende ich mich ihm ruckartig zu und brülle ihn an. Augenblicklich verschwindet er zwischen den Leuten in einer Seitengasse. Puh – meine erste Begegnung mit Taschendieben. Das war unangenehm. Ich habe kurz vor Schreck und Wut gekocht, aber es ist nochmal alles gut gegangen.

Achtet also auf eure Wertsachen, wobei ihr das theoretisch in jeder Großstadt dieser Welt genauso tun müsst. Nicht das ein falscher Eindruck entsteht – Marrakesch ist eine Stadt voller freundlicher und höflicher Menschen, Ausnahmen gibt es immer.

Marrakesch Blog Reisebericht, Katzen, Fotograf Sebastian Hilpert
Fester Bestandtteil in Marrakesch – die unkontrollierte Katzenpopulation.

Marrakesch – Tiere / Helfen

Wie in vielen anderen Ländern gibt es auch in Marokko/Marrakesch leider einiges an „Tierleid“. In Marokko sieht man immer wieder mal Ziegen auf Bäumen, diese sind dort nicht freiwillig, sondern werden meist über Stunden angekettet damit sie sich daran gewöhnen. Der Grund – ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen – die Besitzer verlangen im Anschluss natürlich Geld… Auf dem Platz „Djemaa el-Fna“ in Marrakesch wird das Posieren für Fotos mit Berberaffen, Schlagen und Greifvögeln angeboten. Ich bitte jeden Abstand davon zunehmen. Auch hier ist ein klares „la shukraan“ angebracht. Auch sonst findet man in allen Ortschaften in und um die Stadt Straßenkatzen und Hunde, in zum Teil schlimmen Zuständen. Helfen ist schwierig, wer sinnvoll helfen und spenden möchte, dem empfehle ich die „Fondation Helga Heidrich“. Die einzige mir bekannte Organisation die dort Tieren jeder Art aktiv hilft. Link: FHH-SOS-Animaux

BONUS

Essaouira, Marokko, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
Windig – Auf der Stadtmauer Essaouiras direkt am Atlantischen Ozean.

Ausflug nach Essaouira

Nur zweieinhalb Stunden Autofahrt von Marrakesch entfernt liegt im Westen, direkt am Atlantik, die kleine Stadt Essaouira. Auch hier ist die Medina (Altstadt) Weltkulturerbe, aber sie ist so gänzlich anders als Marrakesch.

„Die weiße Stadt am Atlantik“ wird sie auch genannt. Ich würde sie eher „Die Stadt der zufriedenen Katzen“ nennen. Besonders weiß sind die Gebäude hier nicht mehr, aber den Katzen geht es in der Stadt sichtlich sehr gut. Es wirkt als würde jeder der vom Fischmarkt kommt etwas mehr für die Katzen kaufen, die ihm bei beim Nachhause gehen den Weg kreuzen.

Essaouira, Marokko, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
Möwen und noch mehr Möwen. Blick vom Hafen auf die Medina Essaouiras.

 

Die Stadt ist von einer Festungsmauer aus dem 18. Jahrhundert umgeben, die zur Ozeanseite mit dicken Bronzekanonen bestückt ist. Die Luft riecht nach Salz, Fisch und ist erfüllt von den Schreien der unzähligen Möwen, die ihre Kreise am Hafen drehen. Als wir am Vormittag ankommen sind bereits alle Fischerboote wieder im Hafen vertaut. Die fangfrische Ware wird direkt daneben am beeindruckenden Fischmarkt verkauft. Hier kauf gefühlt jeder Bewohner der 80.000 Einwohner Stadt seinen Fisch und alle Restaurants der Umgebung. Manche haben die exotischsten aussehenden Meeresbewohner an ihrem Stand, andere nur ein paar kleine graue Fische auf einem Stück Karton liegen. Am Rand wandeln entspannt aussehende, wohlgenährte Katzen und über alldem große schreiende Möwen. So viele wie ich noch nie zuvor auf einmal gesehen habe. Wir wundern uns, dass niemand von ihnen angekackt wird.

Essaouira, Marokko, Katzen, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
Essaouiras – „Die Stadt der zufriedenen Katzen“

Essaouira / Marrakesch

In der Stadt sind die Händler weniger aufdringlich, die Straßen überschaubarer und die Luft um Welten besser als in Marrakesch. Klarer Tipp: Nicht nur den Markt besuchen, sondern auch unbedingt Fisch in einem der zahlreichen Fisch-Restaurants Essaouiras genießen. Wahnsinnig lecker! Und das sag ich, obwohl ich sonst nicht so DER große „Fisch-Fan“ bin.

Essaouira, Marokko, Fisch Restaurant, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
Frisch aus dem Meer!

Satt sitzen wir im angenehmen Nachmittagslicht auf der Hafenmauer und blicken auf den blauen Ozean. Beide haben wir einen frischgepressten Granatapfelsaft in der Hand, der die gleiche Farbe wie das Kleid meiner Freundin hat. Einmal noch wollen wir tief die salzige Meeresluft einatmen bevor es wieder in das staubige Marrakesch geht. Die Möwen kreisen und kreischen über uns – Und da passiert es – ziel genau auf das rote Kleid. Die Möwe gibt uns zu verstehen das es Zeit wird zu gehen, aber da es das einzige war was an diesem Ausflug „Kacke“ war, hat es sich dann doch voll gelohnt.

Essaouira, Marokko, Hund, Marrakesch Blog, Fotograf Sebastian Hilpert
Straßenhund am Hafen von Essaouira.